Ich bin frustriert. Meine Jüngste ist traurig.

Zu Beginn des Schuljahres kam die Frage nach einer Abschlussschulfeier auf und die Elternvertretung und einige engagierte Eltern haben sich zusammengetan, um etwas auf die Beine zu stellen. Ich gebe gern und offen zu, dass ich mich bei solchen Gelegenheiten eher selten freiwillig melde - daher will ich hier auch gar nicht die Planung an sich kritisieren.

Im Rahmen der Planungen wurde uns erzählt, dass die Abschlussfeier in einem (ohne Auto) schwer erreichbaren Vorort stattfinden soll und dass eine Übernachtung in Zelten geplant wird. An einem Elternabend zu Beginn des Jahres sollten sich alle Eltern eintragen, etwas zu der Feier in Form von Sachspenden beizutragen (Servietten, Ketchup, Wasser, solche Sachen eben)

aber dennoch:

Vor etwa einen Monat haben wir einen Brief erhalten, in dem uns unter anderem mitgeteilt wurde, dass bei der Übernachtung erwartet wird, dass ein Elternteil über Nacht mit vor Ort bleibt.  Da die Schlafplätze aber für die Kinder organisiert sind, sollen die übernachtenden Eltern ein eigenes Zelt mitbringen. 

An der Stelle wirds dann für uns haarig: Wir hatten uns ursprünglich überlegt, dass wir mit Fahrrad anreisen - wir haben kein Auto und hätten uns sonst eins mieten müssen (=kostet Geld). Da ein Zelt mitzubringen wäre, geht das mit dem Rad nicht mehr. Darüber hinaus haben wir nicht mal ein eigenes Zelt (=kostet noch mal Geld). Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass man diese Probleme hätte klären können. Aber ganz ehrlich: wenn offensichtlich davon ausgegangen wird, dass jeder wie selbstverständlich ein Auto zu haben hat und ein Zelt im Keller zu haben hat, verging mir dann doch die Lust, hier um Unterstützung zu bitten. Vor allem, da diese im Vorfeld überhaupt nicht angeboten wurde (ihr kennt das: "Wir planen x, kostet y, falls das jemand nicht zahlen kann, melde dich bitte bei z, dann finden wir da schon eine Lösung", sowas halt)

Zusätzlich zu diesem Schreiben sollten wir mit angeben, mit wie vielen Leuten wir die Feier besuchen wollen, und ob mit übernachtet wird, wie viele zum Frühstück da sein werden. Da wir unserem Töchterchen den Spaß an der Feier nicht nehmen wollten, haben wir drei Erwachsene  (Meine Frau, mich, unseren erwachsenen Sohn)  und zwei Kinder angemeldet, wenngleich wir die Übernachtung aus den oben genannten Problemen heraus abgelehnt haben.

Dass unsere Jüngste nicht an der Übernachtung teilnehmen durfte, war schon ne üble Nachricht für sie, aber sie war froh, wenigstens am Nachmittag und am nächsten Morgen mit dabei sein zu dürfen...

Heute haben wir ein zweites Schreiben erhalten: Wir wurden aufgefordert, zusätzlich zu den zuvor abgeklärten Sachspenden(!), einen Unkostenbeitrag von 12 Euro pro Erwachsenen und 8 Euro pro Kind zu begleichen.

Da blieb mir erst mal die Sprache weg. Mir war vorher schon klar, dass ich wohl noch ein paar Euro in die Abendkasse zahlen werden müssen (Bratwürstchen, vielleicht was zu trinken), aber dass es pauschal fünfzig Euro sein sollen, fand ich dann doch hart. Dann habe ich den Fehler gemacht und weiter gelesen:

Bitte überweist das Geld bis spätestens zum 15.06.2018 (ansonsten könnt ihr leider nicht an unserer Abschlussfeier teilnehmen, was sehr schade wäre!)

Kurz: Wenn du nicht zahlst, darf dein Kind überhaupt nicht an der Abschlussfeier teilnehmen. Auch nicht am Nachmittag.

Da soll mal jemand seiner eigenen Tochter erzählen, dass man nicht bereit ist, solche Preise zu bezahlen. Aus meiner Sicht ist das Erpressung. Vielleicht keine strafbare. Macht es aber auch nicht besser.

Ich meine, wir wurden vorher gefragt, ob wir an der Übernachtung teilnehmen - was wir aufgrund des fehlenden Zeltes schon ablehnen mussten. Ein nicht unerheblicher Teil an Essen und Getränken kommt in Form von Sachspenden zusammen. Falls überhaupt, hätten wir jeder eine Bratwurst verdrückt, den Alkohol für die Eltern hätten wir nicht angerührt (wir wären ja immer noch mit Fahrrädern dort und müssten am Abend in der Dämmerung mit zwei Kindern über Land zurück fahren(!)). Wofür sollen wir über 50 Euro bezahlen?

Um das ganze noch zu toppen, wurden wir abschließend in dem Schreiben gebeten, dass falls wir doch nicht erscheinen, wir doch bitte wenigstens die Sachspenden abgeben.

Das war dann der Tropfen, der für mich das Fass zum überlaufen brachte und ich mich entschieden habe, meinem Frust in Form dieses Blogeintrags freien Lauf zu lassen.

Ich möchte an dieser Stelle noch mal klar stellen: Dass der ganze Spaß Geld kostet ist hier nicht der Punkt, sondern dass die Art wie hier kommuniziert wurde, Menschen benachteiligt, die es nicht dicke in der Kasse haben. Ich stelle mir gerade eine Familie vor, die von Hartz IV abhängig ist und sich das alles in der Form gar nicht leisten kann.

Als ich der Jüngsten meine Beweggründe erklärte, warum sie wahrscheinlich nicht zur Abschlussfeier darf, hat sie geweint. Das ist echt scheiße, wenn man seinem Kind so etwas antun muss, aber für mich ist das eine Frage des Prinzips - da gehe ich lieber mit meinem Töchterchen für einen Tag auf den Kettler Hof...